Was ist der Grüne Star?
Als Glaukom (seltener auch mit C: Glaucom) oder grünen Star bezeichnet man eine Drucksteigerung im Augeninnern, die verschiedene Ursachen, aber die gleiche Wirkung hat: Sie zerstört das Sehvermögen. Diese Krankheit steht unter allen Erblindungsursachen in unserem Kulturkreis an erster Stelle, obwohl bei rechtzeitiger Behandlung das Augenlicht gerettet werden kann.
Inhalt
Im Inneren des Auges bildet sich dauernd eine farblose Flüssigkeit, die durch ein schwammmähnliches Gewebe, das Trabekel-System, aus dem Auge in die Blutgefäße abgeleitet wird. Wenn dieser Abfluß verstopft ist, steigt der Augeninnendruck. Die einzige „weiche Stelle“ liegt dort, wo der Sehnerv als „Kabel“ zum Gehirn einmündet. Sie liegt etwa gegenüber der Pupille. Der krankhaft erhöhte Druck zer-quetscht nach und nach den Sehnerv, der aus einer Million feinster Fasern besteht, die das im Auge (wie von einer Kamera) eingefangene Bild an das Sehzentrum im Gehirn weiterleiten. Durch den Druck auf die em-pfindlichen Fasern des Sehnervs stirbt er allmählich ab, was dem Kranken zunächst nicht bewußt wird.
Der Augenarzt erkennt diese gefährliche Krankheit frühzeitig u.a. durch die Messung Ihres Augeninnendrucks. Diese Untersuchung ist für Sie unkompliziert und absolut schmerzlos. Parallel dazu bedingt das Absterben von Nervenfasern eine Einengung des Gesichtsfeldes. Die Ausfälle können zunächst; unspezifisch, später jedoch in typischer Weise für die Erkrankung auftreten. Im Spätstadium sind das Gesichtsfeld und somit auch die Orientierungsfähigkeit stark eingeengt.
Untersuchung
Wer seine Augen regelmäßig untersuchen läßt, braucht den grünen Star nicht zu fürchten. Vom Glaukom sind zwei von hundert aller über Vierzig-Jährigen in der Bundesrepublik betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Erkrankungen steil an. Die Krankheit ist so gefährlich, weil man sie nicht wahrnimmt, und wenn man sie endlich bemerkt, sind die Schäden nicht mehr rückgängig zu machen.
Wer mit 40 Jahren noch einen normalen Augendruck hat, ist keineswegs sicher, daß diese Werte auch zwei bis drei Jahre später stimmen. Eine einmalige Druckmessung mit normalem Befund gibt keine Garantie für den Rest des Lebens.Eine Augeninnendruck-Steigerung kann besonders jenseits des vierzigsten Lebensjahres auftreten, ohne daß man Schmerzen oder Sehstörungen hat. Erhöhte Gefahr besteht für Blutsverwandte am Glaukom erkrankter Familienmitglieder. Bei ihnen tritt der erhöhte Augeninnendruck oftmals lange vor dem 40. Lebensjahr auf und ist grundsätzlich eine Erkrankung, mit der sie rechnen müssen.Die Anlage zum Glaukom ist erblich. Wenn einer Ihrer Blutsverwandten von dieser Augenerkrankung betroffen ist, müssen Sie unbedingt Ihren Augen-innendruck alle paar Jahre von Ihrem Augenarzt überprüfen lassen – nicht erst nach dem 35. Lebensjahr!
Erhöhtes Risiko für Raucher und bei Vorerkrankungen
Ihre Lebensgewohnheiten, Ihr Beruf und Ihre Ernährung haben nach heutiger Kenntnis nichts mit der Entstehung des Glaukoms zu tun. Sicher ist, daß jede Form des Nikotin-Konsums bei Glaukom eine erhebliche zusätzliche Gefahr darstellt, wogegen maßvoller Alkoholgenuß eher nützt als schadet. Auch bestimmte Medikamente haben Einfluß auf den Augeninnendruck. So erkranken Patienten, die wegen Ihres Rheumas oder ihrer Allergie über längere Zeit Kortison-Präparate einnehmen müssen, öfter als normal am Glaukom. Das gilt nicht nur für Spritzen und Tabletten, sondern auch für Nasentropfen und Zäpfchen. Auch bei Diabetes oder Gefäßerkrankungen kommt das Glaukom häufig vor.
Tritt der „grüne Star“ in verschiedenen Formen auf? Kann man diese Augenkrankheit selbst erkennen?
Die häufigste Form des Glaukoms ist das Offenwinkel-Glaukom oder das Glaucoma simplex. Hierbei entsteht schleichend, d.h. ohne daß man selbst das geringste davon merkt, im Laufe von vielen Jahren eine Abflußsperre, die den Flüssigkeits-Stau im Auge bewirkt. Die daraus resultierende Schädigung des Sehnervs fällt dem Betroffenen erst auf, wenn ein großer Teil des Sehnervs zerstört ist und Bildausfälle entstehen. Frühe Erkennungsmerkmale gibt es für den Laien nicht. So kann er auch nicht mit dem Finger ertasten, ob sich ein Auge härter anfühlt. Das Offenwinkel-Glaukom ist deshalb besonders gefährlich, weil der von dieser Erkrankung Betroffene über den Zeitraum von Jahren nichts spürt, während die Krankheit sein Sehvermögen zerstört. Der Augenarzt jedoch kann mit einer Reihe von diagnostischer Maßnahmen den Prozeß frühzeitig erkennen und eine Therapie bestimmen, die zuverlässig die Erblindungsgefahr bannt.
Das Winkelblock-Glaukom oder der akute Glaukom-Anfall ist viel seltener und äußert sich durch Symptome, die den Patienten veranlassen, sofort um ärztliche Hilfe zu bitten.
Durch eine abrupte Blockade des Abflusses aus dem Auge treten in der Regel sehr heftige Schmerzen im Auge oder in dessen Umgebung ein – meist verbunden mit einer plötzlichen Sehverschlechterung, die sich darin äußert, daß man seine Umwelt vernebelt sieht, und das sich um Lichtquellen farbige Ringe bilden.
In diesem Fall besteht höchste Gefahr für das Augenlicht, doch durch rechtzeitige fachärztliche Behandlung kann es gerettet werden. Bei plötzlichen, meist einseitigen Schmerzen im Auge oder in seiner Umgebung zusammen mit einseitiger Sehverschlechterung muß sofort der nächste Augenarzt konsultiert werden!
Das angeborene Glaukom ist eine Fehlentwicklung des Augeninneren. Seine Symptome äußern sich durch Lichtscheu. Augentränen und manchmal wirkt die Hornhaut vorübergehend oder ständig matt und trüb, vergleichbar mit nebligen Niederschlägen auf eine Windschutzscheibe.
Auch die „ungewöhnlich schönen großen Augen“ eines Babys deuten auf ein angeborenes Glaukom hin. Es muß bereits bei den ersten Anzeichen ein Augenarzt zu Rate gezogen werden. Nur eine frühzeitige Operation kann die Erblindung verhüten.
Für die Eltern besteht hierbei kein Grund zur Sorge. Dank der modernen Narkosetechnik ist das Risiko von Untersuchung oder Operation unvergleichlich viel geringer für Ihr Kind als die Gewißheit, bei hohen Augeninnendruck zu erblinden. Hat Ihr Kind auffallend „schöne“ großen Augen, tränt ein Auge oder ist es lichtscheu, dann dürfen sie keine Zeit verlieren und müssen sofort Ihren Augenarzt konsultieren, auch wenn Ihr Kind erst wenige Tage alt ist.
Zur Behandlung der verschiedenen Glaukom-Arten
Beim Winkelblock-Glaukom, das altersunabhängig auftritt, senkt man zunächst mit Medikamenten den Augeninnendruck. Dann wird eine Operation durchgeführt, die das Gleichgewicht zwischen Kammerwasser-Produktion und -Abfluß wieder herstellt. Bei einem angeborenen Glaukom muß diese Therapie grundsätzlich angewandt werden.
Die häufigste Form des grünen Stars, das Offenwinkelglaukom, das nach dem vierzigsten Lebensjahr zunehmend häufig ist, wird zunächst durch medikamentöse Therapie aufgehalten, womit ausgezeichnete Erfolge erzielt werden. Es kommt dabei darauf an, den Augeninnendruck durch Tropfen zu normalisieren, die meist 2-4 x täglich ins Auge getropft werden müssen.
Ähnlich wie ein Diabetiker lernt, die vorgegebenen Zeiten für seine Medikamente einzuhalten, richtet sich auch der Glaukom-Patient nach der Uhr. Auch hat er seine Termine beim Augenarzt, der die Wirksamkeit der Tropfen überprüft. Auf die Mithilfe des Patienten kommt es entscheidend an!
Nur das genaue Einhalten der Zeiten für die Tropfengabe verhindert weitere Schäden am Sehnerv. Ihren Augen zuliebe müssen Sie sehr gewissenhaft sein! Lassen Sie von Ihren Augenarzt kontrollieren, ob Sie die Tropfen in der für Sie richten Weise dosieren, Zeigen Sie ihm, wie Sie das Medikament anwenden.
Lebensweise
Eine normale Lebensweise brauchen Sie nicht zu ändern. Ein bis zwei Tassen Kaffee oder Tee zum Früh-stück und nach den Hauptmahlzeiten sind erlaubt. Ein Glas Wein oder Bier abends kann zur Entspannung nützlich sein. Wenn Sie Gesichtsfeld-Ausfälle haben, müssen Sie den Nikotin-Genuß in jeder Form (Zigarette, Zigarre, Pfeife, Kautabak) völlig aufgeben.
Die Aussichten für Ihr Sehvermögen
Glaukom ist zwar eine der häufigsten Ursachen der Erblindung, doch allein deshalb, weil die Betroffenen zu spät zum Augenarzt kamen. Er kann nur bewahren, war an Sehfähigkeit bei Behandlungsbeginn noch vorhanden ist. Dabei sind die Aussichten umso besser, je früher die Therapie einsetzt.
Entscheindend bei der Behandlung ist das genaue Beachten der Tageszeiten für das Eintropfen und die regelmäßige Kontrolle durch den Augenarzt. Auch für die Untersuchung spielen die Tageszeiten eine Rolle; darum müssen die vom Arzt angegebenen Termine unbedingt eingehalten werden.
Wenn Sie gar nicht am Auge spüren, kann dennoch eine Glaukom-Erkrankung im Beginn vorhanden sein. Lassen Sie nach dem 35. Lebensjahr Ihren Augeninnendruck alle 2-3 Jahre messen. Suchen Sie grundsätzlich Ihren Augenarzt auf, wenn Sie im Auge Schmerzen haben, wenn eine Rötung auftritt oder wenn Sie Veränderungen Ihrer Sehleistung feststellen.